Reiseblog: Island-Rundreise 2023
Zwei Mal Auto wechseln, bitte
09.06.2023, 09:55 (UTC)
Vorweg: Es geht uns – bis auf eine kleine Erkältung bei Viera – gut. Von unserem Auto können wir das allerdings leider nicht sagen. Denn wir durften erfahren, dass man manchmal schneller neben der Straße ist, als man denkt. Und so haben wir von unseren weißen Toyota Corolla Hybrid über einen (handgeschalteten) Kia Stonic zu einem Toyota Corolla Hybrid, nun allerdings grau, getauscht.
Am Mittwochmorgen begannen wir unseren Tag als ganz normalen Reisetag: Frühstück etwa um 8 Uhr, danach die Sachen packen und ins Auto laden, so dass wir um etwa 9 Uhr starten konnten. Google prognostizierte eine Fahrzeit von knapp 4 Stunden, doch da wir einige kurze Zwischenstopps geplant hatten und für die zu erwartenden Schotterstraßen lieber mehr Zeit haben wollten, starteten wir entsprechend früher. Denn die zulässigen 80 km/h sind im Regelfall sehr optimistisch.
Zuerst führte uns unser Weg zu einer kleinen, schwarzen Kirche und weiter an die Nordküste der Halbinsel Snaefellsnes. Nach einem Stopp bei Kirkjufell und Kirkjufellsfoss folgten wir weiter der Küste in Richtung Osten, machten hier und da einen weiteren Stopp – und kamen auch auf der Schotterstraße recht gut voran. Bei fester, trockener Straße mit bis zu 70 km/h, bei dickeren Schotterschichten oder/und Kurven auch mal nur mit 30 km/h.
Und ohne Vorwarnung, auf gerader Strecke und bei reduzierter Geschwindigkeit, passierte es dann: Etwas unerwartes Nahes rechts vor dem Auto sorgte für einen kurzen Schreckmoment, der zu einer unwillkürlichen, kleinen (max. 1/16 Umdrehung), aber leider ruckartigen Bewegung am Lenkrad nach links führte. Was auf einer normalen Straße vermutlich kaum zu spüren gewesen wäre, führte dazu, dass das Auto stark nach links zog und die Hinterräder seitlich ins Rutschen gerieten. Da hilft wohl nur noch, das Lenkrad festzuhalten und sanft zu bremsen. Tja, und weniger später standen wir dann im tiefen Gras, etwa 3 Meter neben der Straße und recht schön parallel dazu. Mit ein, zwei Plastikteilen weniger und einer Flüssigkeitsspur im Gras.
Einige Telefonate mit Europcar später stand fest: Premium Insurance sei Dank sollten die Schäden am Fahrzeug keine Kosten für uns verursachen. Die Bergung des Fahrzeugs sowie der Fahrzeugtausch vor Ort, den wir aus Sicherheitsgründen für nötig hielten, hingegen schon. Der Plan: Uns wird ein Ersatzfahrzeug gebracht, welches allerdings kleiner und handgeschaltet ist. Dieses sollen wir dann in Akureyri gegen einen Wagen mit Automatikgetriebe tauschen. Wie viel uns dieser Spaß kostet, werden wir noch sehen.
Interessanterweise war wenige 100 m entfernt ein weiteres Auto von der Straße abgekommen – weshalb bereits ein Bergungsfahrzeug unterwegs war. So kamen wir recht schnell zu unserer Fahrzeugbergung und das Auto stand etwa 2 Stunden nach dem Kontrollverlust wieder auf der Straße. Wenig später kam dann auch das Ersatzauto – und nach insgesamt rund 3 Stunden ging die Fahrt weiter.
Die weitere Fahrt zu unserer nächsten Unterkunft, dem Gästehaus Daeli, verlief – abgesehen von mind. einem weiteren Auto ab der Straße (in einem Flussbett) und einem Lastzug, der einen Camper überholte - weitgehend ereignislos, wenn auch wesentlich vorsichtiger. Was dazu führte, dass wir auf der Schotterstraße zu unserer Unterkunft mehrfach von ungeduldigen Touristen (zu erkennen am fehlenden Abblendlicht) überholt wurden. Sei es, wir haben unsere Erfahrung gemacht – einmal reicht. Eigentlich erstaunlich, dass nicht mehr Leute neben der Straße landen, denn schon vor dem Unfall waren wir eher von der zurückhaltenden Sorte Autofahrer, so dass wir doch hin und wieder überholt wurden – auch auf Schotterstraßen. Unsere Empfehlung: Besser nicht, Schotter kann unberechenbar sein.
Denn auch am zweiten Tag nach dem Vorfall ist uns nicht klar, was genau der Fehler war bzw. wie man den Vorfall hätte vermeiden können – was nur bedingt beruhigend ist: Wir können nur vorsichtig bleiben. Eine Schlussfolgerung, welche durch eine genauere Betrachtung einer Schotterstraße am Abend des 8. Juni nur bestätigt wurde: Es kann auch schon mal eine 5 cm dicke Schicht aus abgerundetem Schotter rund 1 cm Durchmesser sein. Dass das kaum hält, dürfte klar sein...
Wir merken uns also, was mögliche Interpretationen der Aussage Driving in „Iceland is very different to many other European countries” sein könnten:
- In der Fahrschule lernt man, man solle regelmäßig im Rückspiegel prüfen, was hinter einem passiert. Vergesst es: Augen auf die Straße voraus, insbesondere auf Schotterstraßen! Deren Zustand kann für Kilometer sehr gut sein, dann kommen plötzlich Schlaglöcher oder dicke Schichten Rundschotter, was volle Aufmerksamkeit nach vorn benötigt. Auch auf Asphaltstraßen sind plötzliche Schlaglöcher oder, insbesondere bei Regen, tiefe Pfützen keine Seltenheit.
- Jemand ist schneller unterwegs als ihr und drängelt gar? Dann handelt es sich entweder um einen Touri (meist zu erkennen am fehlenden Abblendlicht), der zu wenig Zeit für seine Etappen eingeplant hat – oder um einen Einheimischen, der die Straße wahrscheinlich auswendig kennt und zudem viel mehr Übung hat als ihr.
- In der Fahrschule lernt man, dass man etwas falsch gemacht hat, wenn man von einem Lastwagen überholt wird. Das gilt in Island so nicht: Auch wir sind von einem Lastwagen überholt worden, obwohl wir die zulässige Höchstgeschwindigkeit der Asphaltstraße voll ausgenutzt haben – was lange nicht immer möglich ist. Unser Tipp: Lasst die Eiligen ausschwenken, reduziert danach sanft die Geschwindigkeit, um die Überholstrecke des Anderes zu verkürzen, und allen geht es besser.
- Summa summarum sollte man sich auf keinen Fall davon beeindrucken lassen, was die anderen tun, insbesondere nicht, wenn sie schneller fahren oder gar drängeln: Je nach Straßenzustand hatten sie bisher einfach nur Glück – oder bereits einen Unfall, aus dem sie nichts gelernt haben.
Endlich in unserer Unterkunft angekommen, checkten wir ein – und durften ein kleines, privates Häuschen mit eigener kleiner Küche beziehen. Dort machten wir uns ein gemütliches Abendessen und schauten uns den Film Moana an – und brachten uns so auf andere Gedanken, bevor wir uns schlafen legten.
Auch für den Donnerstag hatten wir eine relativ lange Etappe vor uns – auf unserer Karte der möglichen Ausflüge allerdings, abgesehen von Akureyri, der mit knapp 20'000 Einwohnern viert- bzw. zweitgrößten (wenn man Reykjavik und deren Vororte zusammenzählt) Stadt Islands, kaum etwas eingetragen. So starteten wir gemütlich in den Tag und machten uns gegen 11 Uhr auf den Weg in Richtung Osten.
Nach zwei kleineren Zwischenstopps an Sehenswürdigkeiten am Weg erreichten wir Akureyri um etwa 14 Uhr. Zuerst hieß es dann: Auto volltanken und bei Europcar gegen ein anderes Auto eintauschen. Unser neues Auto kam vom Flughafen Akureyri, und mit Umladen und allem Drum und Dran dauerte es dann bis etwa 15 Uhr, bis wir mit unserem neuen Auto zum Kronan, einem Supermarkt nebenan, abfahren konnten. Nun sind wir wieder mit einem Toyota Corolla Hybrid unterwegs, nur dass das Auto nun hellgrau ist.
Nach unserem Einkauf im Kronan begaben wir uns ins Zentrum von Akureyri, wo nicht nur eine kurze Stadtbesichtigung anstand, sondern auch ein Schuhkauf: Axels Sportschuhe, die fürs Autofahren deutlich angenehmer sind als Wanderschuhe, verlieren großflächig ihre Sohle. Was wiederum auch nicht optimal ist, insbesondere auch nicht fürs Autofahren. Im hübschen Städtchen wurden wir fündig und begaben uns recht bald wieder zum Auto. Denn wir hatten doch noch eine Stunde Fahrzeit bis zu unserer Unterkunft zu erwarten, wo wir möglichst bis 18 Uhr eintreffen sollten. Und 16:30 Uhr war es schon gewesen.
Die Fahrt zum Hof bzw. Gasthaus Stöng verlief, mit teilweise nennenswertem Regen, ohne nennenswerte Ereignisse. Den Hof erreichten wir ziemlich pünktlich um 18 Uhr, nahmen unsere Schlüssel in Empfang und zogen uns in unser Zimmer zurück. Die gesundheitlich angeschlagene Viera legte sich nach einem Tee relativ bald aufs Ohr, während Axel noch ziemlich viel Zeit damit verbrachte, Bilder für den Reiseblog zu sortieren. Da die Technik nicht so wollte wie gewünscht, war dann kurz nach 22 Uhr auch für Axel Feierabend – den Blogeintrag kann man auch am nächsten Tag noch schreiben.
So standen wir heute gegen 8 Uhr auf und gingen um etwa 8:30 Uhr zum Frühstück. Im Anschluss entstand dann noch dieser Text, bevor wir in Kürze unsere Sachen für unsere für heute geplante Walsafari vom Hafen Husavik aus zusammepacken werden. Spätestens um 11 Uhr wollen wir losfahren, damit wir genügend Reserve haben: Die Fahrt sollte 50 Minuten dauern; um 12:15 Uhr sollen wir am Treffpunkt sein.